Junge Recherche

Über einen Verdacht berichten
15.03.2025 , Kleiner Sendesaal
Sprache: Deutsch

Wenn Journalist:innen über Vorwürfe berichten, die zum Zeitpunkt der Veröffentlichung nicht zweifelsfrei bewiesen sind, bewegen sie sich auf juristisch anspruchsvollem Terrain. Um über Machtmissbrauch und Missstände zu berichten, muss man die strengen Regeln der Verdachtsberichterstattung gut kennen.

Lea Weinmann und Lena Kampf von der Süddeutschen Zeitung erklären in dieser Session, worauf es bei einer rechtssicheren Verdachtsberichterstattung ankommt. Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit eine Berichterstattung zulässig ist? Wann liegt ein berechtigtes öffentliches Interesse vor? Und wie sorgt man dafür, dass Betroffene nicht vorverurteilt werden?

Ein zentrales Thema sind eidesstattliche Versicherungen. In vielen Recherchen sind sie ein entscheidendes Beweismittel – doch was genau können sie belegen? Welche Bedeutung messen Gerichte ihnen zu? Und was bedeutet es für eine Quelle, wenn sie eine solche Versicherung abgibt?

Immer häufiger reagieren Beschuldigte auf investigative Recherchen mit juristischen Mitteln. Anträge auf einstweilige Verfügungen sind inzwischen Standard, besonders wenn es um Vorwürfe gegen mächtige Personen oder große Unternehmen geht. Wie gehen Redaktionen damit um? Welche Strategien helfen freien und festangestellten Journalist:innen, sich abzusichern?

In dieser Session wird euch das Handwerkszeug vorgestellt, mit dem ihr die Hürden für Verdachtsberichterstattung bewältigen könnt.

Lea Weinmann ist seit 2022 Redakteurin im Investigativteam der Süddeutschen Zeitung. Sie ist überwiegend für Recherchen im Netz zuständig, auch Open Source Intelligence (OSINT) genannt. Vor ihrem Volontariat bei der SZ hat sie Crossmedia-Redaktion in Stuttgart studiert, u.a. mit Stationen beim SWR, der Stuttgarter Zeitung und Correctiv. Sie wurde unter anderem mit dem Deutsch-Französischen Journalistenpreis ausgezeichnet und für den Deutschen Reporter*innenpreis nominiert. Im Jahr 2024 wurde sie vom Medium Magazin unter die "Top 30 bis 30" gewählt.

Diese(r) Vortragende hält außerdem:

Lena Kampf, Jahrgang 1984, arbeitet seit Mai 2022 als Redakteurin im Ressort Investigative Recherche und ist seit Dezember 2022 Stellvertretende Ressortleiterin bei der Süddeutsche Zeitung . Sie arbeitet in Berlin, wo sie unter anderem gemeinsame Recherchen mit der Parlamentsredaktion der SZ koordiniert. Ihr Schwerpunkt liegt auf Rechtsextremismus und Terrorismus, Polizei und Justiz, aber auch Fällen sexualisierter Gewalt und internationale Recherchen. Zuvor war sie Investigativreporterin beim WDR in Berlin und Brüssel und über die Recherchekooperation aus Süddeutscher Zeitung, NDR und WDR der SZ bereits als Autorin verbunden.